05.2024

„Nichts über uns ohne uns!“: Heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk besuchte Iserlohner Werkstätten

Iserlohn. MdB Bettina Lugk stattete am vergangenen Montag (27. Mai) den Iserlohner Werkstätten (ISWE), einer Tochtergesellschaft der Diakonie Mark-Ruhr, einen besonderen Besuch im Standort Werkstatt Iserlohn ab. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden legte sie im Rahmen eines Tagespraktikums selbst Hand an und erhielt dadurch einen praxisnahen Einblick in den Arbeitsalltag des Betriebs für Menschen mit Behinderung. „Das war eine tolle Erfahrung für mich. Ich danke dem ISWE-Werkstattrat für die Einladung. Durch den Perspektivwechsel am Arbeitsplatz und den intensiven Austausch mit dem Werkstattrat nehme ich viele wertvolle Eindrücke für meine politische Arbeit mit“, bilanzierte Bettina Lugk.

ISWE-Geschäftsführer Martin Ossenberg begrüßte Bettina Lugk gemeinsam mit dem Werkstattrat auf dem Gelände an der Niddastraße. Sarah Glodczey, 3. Vorsitzende des Gesmtwerkstattrates der ISWE führte Bettina Lugk durch die Produktion und wies sie postwendend in ihr Arbeitsfeld ein, wo die Mitarbeitenden der Industriemontage und des Lagers den prominenten Besuch voller Vorfreude empfingen. „Wir wollten Frau Lugk einen möglichst greifbaren Einblick in unsere personenzentrierten Arbeitsplätze geben und die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten bei den ISWE lebendig präsentieren“, erklärte Martin Ossenberg die Idee hinter dem Besuchsformat.

 

Sarah Glodczey und ihr Gesamtwerkstattrats-Kollege Dirk Werner freuen sich besonders über den Besuch der heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten. Zuletzt hatte die Veröffentlichung von Studienergebnissen zur Reform des Entgeltsystems bundesweit zu Irritationen und Verunsicherung in den Werkstatträten geführt, weshalb ein Vor-Ort-Termin für interessierte Politiker durch die beiden Werkstatträte organisiert wurde. „Es tat gut, mit einer politischen Entscheiderin dazu einmal direkt in den Austausch zu kommen“, erklärte Sarah Glodczey am Rande des Besuchs.

 

Zum Hintergrund: Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat im vergangenen Herbst die Ergebnisse einer breit angelegten Studie vorgelegt. Aus den Forschungsergebnissen wurden Handlungsempfehlungen zur Reform des Entgeltsystems und der Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt abgeleitet. Werkstatträte Deutschland e.V., wurde dabei als einer der letzten Akteure über die Vorschläge für eine Reform informiert.

 

Mit diesem Vorgehen zeigt sich auch der Iserlohner Werkstattrat nicht einverstanden. „Grundsätzlich begrüßen wir die Empfehlung zur Anpassung unserer Bezüge für eine gerechte und transparentere Bezahlung, gleichwohl diese an vielen Stellen noch sehr vage formuliert ist“, sagte Sarah Glodczey. „Was uns aber viel wichtiger ist: Die Perspektive der Betroffenen muss bei zukünftigen Entscheidungen und Gesetzesentwürfen viel stärker eingebunden werden. Noch einmal möchten wir nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Nichts über uns ohne uns“, forderte Glodczey in Richtung Bettina Lugk. „Das gilt beispielsweise für die Gestaltung des Übergangs auf den ersten Arbeitsmarkt. Es muss ein Wahlrecht zwischen Werkstatt und dem ersten Arbeitsmarkt geben, ohne finanzielle Einbußen und seelische Belastungen durch komplizierte Antragsverfahren in beide Richtungen.“

 

Die 32-jährige Sarah Glodczey arbeitet seit 2011 bei den ISWE, seit vielen Jahren engagiert sie sich im Werkstattrat für die rund 1.000 Mitarbeitenden. Deutschlandweit sind von der geplanten Reform mehr als 300.000 Menschen mit Behinderung, die in einer Werkstatt arbeiten, betroffen. Sie begann wenige Monate nach ihrem Schulabschluss ihr Arbeitsleben bei den ISWE: „Wie mir geht es vielen meiner Kolleg:innen. Sie befürchten in diesem Prozess nicht hinreichend gehört zu werden.“ Bettina Lugk hörte den Ausführungen sichtlich interessiert zu und versprach als heimische Bundestagsabgeordnete, die vorgebrachten Punkte in die Debatte mitzunehmen und in die politische Arbeit einzubringen.

 


Bildzeile: Die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk (Bildmitte) besuchte auf Einladung des Werkstattrats die Iserlohner Werkstätten am Iserlohner Standort in der Niddastraße und legte gemeinsam mit den Beschäftigten Hand an. Ein Gegenbesuch des Werkstattrats der ISWE im Berliner Bundestag ist für Mitte Juni geplant.